Schulgeschichte der Berufsschule für das Bäcker- und Konditorenhandwerk in München
Die „Schulgeschichte“ beginnt mit dem Schuljahr 1877/78, in dem „die fortbildungsschulpflichtigen Bader-, Bäcker- und Metzgerlehrlinge“ und „auch die Konditorlehrlinge bereits... in eigenen Klassen vereinigt“ waren und unterrichtet wurden.
Mit dem Schuljahr 1900/01 beginnt für die Bäckerklassen der Unterricht in der Luisenstraße 29b. Zur Entstehungsgeschichte der Schule heißt es: „Die Schule umfasst drei aufsteigende Jahreskurse mit einer wöchentlich 6- bzw. 7-stündigen Unterrichtszeit."
Der Unterricht erstreckt sich auf:
Materialienkunde und Technologie, Chemie und Physik, Bürger- und Lebenskunde, Deutsch (Geschäftsaufsatz mit Lesen), Rechnen mit Buchführung, Religion und Turnen mit freiwilliger Beteiligung.
Am 10. Oktober 1900 findet im Amtszimmer des Schulrates Dr. Kerschensteiner mit dem Vorstand der Oberbayerischen Konditoren- und Lebküchner-Kreisinnung, Hennemann Jakob, eine Beratung zur Einführung der fachlichen Fortbildungsschule für Konditoren- und Lebküchnerlehrlinge statt. Die Innung bestätigte durch einen Beschluss am 10. Dezember 1900 das Ergebnis der Besprechung vom 10. Oktober. „Nachdem das Schuljahr bereits zu weit vorgerückt war, wurde die Eröffnung der Schule auf den Herbst des kommenden Jahres verschoben.“
„Die Schule wurde am 15. September 1901 mit 50 Schülern im Schulhause an der St. Annastraße Nr. 1 eröffnet. Es wurde die Klasse I und II gemeinsam mit 27 Schülern und die Klasse III mit 23 Schülern allein unterrichtet.“ An je zwei Halbtagen, jeweils nachmittags, sind in den drei Jahrgangsstufen acht Unterrichtsstunden vorgesehen.
Der erste Jahresbericht aus dem Schuljahr 1906/07 weist insgesamt 46 Berufsgruppen auf, die mit Unterricht versorgt werden. Dabei sind altehrwürdige Handwerksberufe wie Bader, Friseure, Gärtner, Gastwirte, Metzger, Schuhmacher und Zahntechniker genannt, wobei das Bäcker- und auch das Konditorenhandwerk ausdrücklich aufgeführt sind.
Das Schuljahr 1908/09 bringt für die Bäcker eine einschneidende Änderung, da ein zweites Schulhaus vorhanden ist, in dem die Bäckerlehrlinge rechts der Isar zum Unterricht gehen und zwar „in das neue Schulhaus an der Franziskanerstraße“ (Sieboldstraße 2). Diese Teilung ist auch deshalb notwendig, da bis zum Schuljahr 1906/07 die Schüleranzahl auf 343 angestiegen ist.
Während für die Bäckerlehrlinge die Bäckerinnung jährlich für die Verbrauchsstoffe aufkommt und sie deshalb kein Materialgeld bezahlen müssen, wird von den Konditorlehrlingen teilweise Materialgeld erhoben. „Von denjenigen Lehrlingen, welche bei Innungsmitgliedern untergebracht sind, wird ein Schulgeld nicht erhoben. Diejenigen Schüler aber, welche nicht in der Innung aufgedungen sind, müssen pro Monat 50 Pfg. für Materialverbrauch und Werkzeugabnützung bezahlen.“
Mit dem Jahr 1914 kommt auch für die Schule durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges eine schwierige Situation. Zum einen wurden Lehrkräfte zum Heeresdienst eingezogen, die teilweise den „Heldentod fürs Vaterland starben“, andererseits wurden auch viele „Bäckergehilfen und -Meister“ einberufen, so dass auf „Ersuchen der Bäckerinnung, der Unterricht in der III. Klasse eingestellt und der für die beiden unteren Klassen auf 3 ½ Wochenstunden ermäßigt wurde“.
In den Jahren des 1. Weltkrieges, besonders im Jahre 1918, war die Beschaffung von Arbeitsmaterial immer schwieriger und „legten wiederum der Durchführung des Unterrichts große Hindernisse in den Weg“.
Die Einführung des Vollunterrichts zu Beginn des Schuljahres 1919/20 bedeutete aber nicht den Unterrichtsbeginn um 8.00 Uhr, sondern lediglich für den Lehrling Unterricht an einem Tag (nach der Arbeit).
Die Nachkriegsjahre brachten zunächst einen Mangel an Rohstoffen, aber auch an Maschinen und Geräten. Deshalb wurde ab 1918 zunächst „nur“ Realienunterricht erteilt. Am 04.04.1922 gab es von Seiten der Stadt München die Genehmigung, dass (in den 3. Bäckerklassen ab 1922/23) „der praktische Unterricht in den 3. Klassen der Berufsschule für Bäcker, der mit Kriegsbeginn eingestellt war, nach Freigabe des Mehles und der übrigen Backmaterialien mit Beginn des neuen Schuljahres wieder aufgenommen werden“ kann.
Zu Beginn des Schuljahres 1923/24 wird die Abteilung I der Bäcker und Konditoren aus der Schule an der Luisenstraße in die Volksschule am Marsplatz verlegt, wo sie bis zum Jahre 1939 blieb.
Zum ersten Mal wird am 30. Dezember 1926 an die Stadt München von der Schule ein maschinengeschriebener Antrag gestellt, dass statt an zwei Nachmittagen von drei bzw. vier Stunden Unterricht für Bäcker- und Konditorlehrlinge nun ein ganzer Tag (vor- und nachmittags) festzusetzen sei. Als Begründung wird aufgeführt, dass die Lehrlinge täglich mehr als acht Stunden beschäftigt seien, an Schultagen sogar meist zehn Stunden, was zu einer Gesamtbelastung von 14 bis 16 Stunden führe (am Schultag). Dieser Antrag wurde der Bäckerinnung zur Stellungnahme vorgelegt und am 08.04.1927 geht die Ablehnung aus der Antwort sehr deutlich hervor "... müssen wir uns gegen die beabsichtigte Einführung des Vormittagsunterricht der Berufsschule für Bäcker ganz entschieden wenden“. So war ein erster Vorstoß zur Einführung des Vormittagsunterrichtes gescheitert.
Ein erneuter Vorstoß zur Einführung des Vormittagsunterrichtes ist von Erfolg gekrönt. „Vom Beginn des Schuljahres 1936/37“ für die Schüler der 1. Klassen an einem Vormittag und einem Nachmittag zweier verschiedener Wochentage“ wird dieser Unterricht eingeführt. Die nachträgliche Zustimmung des Oberbürgermeisters zu dieser Regelung erfolgte erst am 17.10.1936. Damit war der Unterricht aber immer noch auf zwei Tage verteilt.
„Nach eingehenden Beratungen des Direktorates der Gewerbeschule mit dem Schuldezernat bzw. den verschiedenen Stellen des Stadtbauamtes konnte nach Genehmigung durch den Oberbürgermeister im Juli 1938 der Um- und Ausbau (der Schule am Simon-Knoll-Platz) in Angriff genommen werden.“ Die Bauarbeiten verzögerten sich wegen „Arbeiter- und Materialmangel“, so dass die Fertigstellung erst zu Beginn des Schuljahres 1939/40 erfolgte.
Während dieser Baumaßnahmen wurden zwei wesentliche Dinge in die Wege geleitet: zum einen wurde am 08.03.1939 festgelegt, dass der Unterricht für „die lernenden Gewerbegehilfinnen des Bäcker- und Konditorenhandwerks“, also die Verkäuferinnen, ab dem Schuljahr 1939/40 an der Gewerbeschule am Simon-Knoll-Platz stattfindet.
Obwohl mit dem Schuljahr 1939/40 der 2. Weltkrieg begonnen hatte, ging der Schulalltag in der gewohnten Weise weiter. Zum Schuljahr 1940/41 wurde bei den Konditorenklassen Plakatschrift eingeführt. Im folgenden Schuljahr wurde dieser Lerninhalt bei den Gewerbegehilfinnen der 3. Klasse versuchsweise eingeführt.
Am 17.12.1944 wurde das gesamte Schulgebäude durch Bombenangriffe alliierter Flugzeuge in Schutt und Asche gelegt, wobei ca. 270 Menschen im Keller ihr Leben dabei verloren.
Am 04.05.1953 erfolgte der erste Spatenstich zum Aufbau der neuen Berufsschule in einem ersten Bauabschnitt. Im September 1954 begann der Unterricht für die Bäcker, die Konditoren und die Verkäuferinnen in der Berufsschule. Zugleich begann in diesem Hause der erste Meistervorbereitungslehrgang, der drei Monate dauerte.
Im Haus war nicht nur unsere Berufsschule, sondern auch die des Gastronomiebereiches und der Heilberufe untergebracht. Da 1960 der rückwärtige Teil unseres Schulhauses fertiggestellt war, konnten die verschiedenen Sparten der Heilberufe dort beginnen. Der starke Zustrom zu diesen Berufen führte dazu, dass diese Berufsschule recht bald in die Hufelandstraße umzog und dort ihre Bleibe hatte, bis das BBZ am Orleansplatz (Ostbahnhof) fertiggestellt wurde.
Zum Schuljahr 1978/79 wurde die Meisterschule erweitert und dauerte nun ein Schuljahr lang. Seit 1988 war der Einzug der Datenverarbeitung nicht mehr aufzuhalten - EDV wird Pflichtfach bei den Verkäufern und Verkäuferinnen. Für die gesamte Schule wird ab 2000 ein Technologieplan erstellt, der vorsah, alle Räume zu vernetzen. Umgesetzt wurde dies mit dem Neubau ab 2007.
Schlagwörter wie die Vermittlung von "Schlüsselqualifikationen", "Handlungsorientierung" und "Eigenverantwortung" fanden zudem den Weg in die Berufsschulpädagogik und ab 2000 auch in die neuen "lernfeldorientierten" Lehrpläne.
Im Rahmen des Leonardo-Projekts öffneten sich die Schulen 1995 Europa und stiegen in das Schüleraustauschprogramm ein, das bis heute den Auszubildenden die Möglichkeit gibt, über den eigenen Tellerrand zu schauen.
2001 feierten die Schulen ihre "100-Jahr-Feier". 2007 wurde der dringend benötigte Erweiterungsbau mit modernsten Praxisräumen eröffnet und es erfolgte bis 2011 eine Generalinstandsetzung des Altbaus.
Die beruflichen Schulen am Simon-Knoll-Platz sind heute eine der modernsten Berufsschulen im Lebensmittelbereich.